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Die Triebfeder des Lebens

Was macht ein Lebewesen zum Lebewesen? Was ist die Triebkraft eines jeden Lebewesens und somit von uns Menschen? Sigmund Freud meinte, dass Menschen durch das Lust-Unlust-Prinzip angetrieben werden. Viktor Frankl wiederum sagte, dass der Sinn im Leben wie ein Motor für unser Dasein ist. Ich möchte in diesem Blogbeitrag eine neue These von Joseph LeDoux vorstellen.

 

Lust und Unlust nach Sigmund Freud

Das Lust-Unlust-Prinzip von Sigmund Freud erscheint vielen von uns logisch: Wir leben in einem permanenten Spannungszustand unserer Bedürfnisse, die laut Sigmund Freud im ES angesiedelt sind. Unbewusst streben wir nach der Erfüllung unserer Bedürfnisse, und zwar nicht nur der sexuellen Bedürfnisse, sondern ganz generell nach angenehmen Dingen und Zuständen. Umgekehrt vermeiden wir Unlust, das heißt, wir vermeiden Zustände oder Dinge, die uns nicht guttun, indem wir sie verdrängen oder in Lust umwandeln. Manchmal kann dieser Spannungszustand aufgehoben werden, oftmals jedoch nicht, vor allem, wenn das Bedürfnis verdrängt und nicht einmal beachtet wird.

Generell kann das Lust-Unlust-Prinzip auch auf Tiere angewendet werden, denn auch Tiere haben Bedürfnisse, die sie zur Erfüllung anstreben.

Obwohl sich dieses Prinzip schlüssig anhört, so hakt es doch ein wenig, denn es gibt immer wieder Situationen, die für uns nicht angenehm sind und trotzdem halten wir durch. Warum quälen wir uns im Fitnesscenter oder besuchen die „böse“ Schwiegermutter? Nun da kommt Viktor Frankl ins Spiel.

 

Viktor Frankls Frage nach dem Sinn

Die Existenzanalyse von Viktor Frankl bietet dazu eine Antwort. Hier geht es um die Frage nach Sinn im Leben oder nach dem Sinn von einzelnen Handlungen. Seine Theorie besagt, dass es wichtig ist, einen Sinn hinter jeder Handlung zu erfahren. Dann können wir auch schwierige Situationen überstehen und haben die nötige Energie, um durchzuhalten. Menschen gehen ins Fitnesscenter, trainieren dort so intensiv, dass es schmerzhaft ist und das nur, weil sie einen tieferen Sinn hinter ihrem Training sehen. Wenn eine Mutter mit einer fiebrigen Erkältung eigentlich das Bett hüten sollte, quält sie sich ihren Kindern zuliebe trotzdem durch den Tag und das nur, weil sie für sich einen tieferen Sinn in ihrem Tun erkennt.

Doch auch diese Theorie hat ihre Schwächen. Auf den Menschen kann sie gut angewendet werden, doch wie sieht es mit dieser Theorie bei anderen Lebewesen aus? Können Tiere einen Sinn empfinden? Und wenn der Mensch auch ein Lebewesen ist, warum sollte es nur für den Menschen spezielle Triebfedern geben?

 

Homöostase als Triebkraft des Lebens von Joseph LeDoux

Bedenken wir, dass der Mensch nichts anderes ist als ein Lebewesen, sicherlich komplexer als andere, aber im Grunde genommen funktionieren Lebewesen nach dem gleichen Prinzip: der Homöostase. Die Homöostase ist das Aufrechterhalten eines Zustandes, der die bestmögliche Lebensfähigkeit sichert. Das bedeutet nichts anderes, als dass jedes Lebewesen darum bemüht ist, zu trinken, wenn im Körper zu wenig Flüssigkeit vorhanden ist, zu essen, wenn zu wenig Energie vorhanden ist, sich zu wärmen, wenn die Körpertemperatur fällt, sich vor Gefahren zu schützen, usw.

Die Homöostase sichert unsere Lebensfähigkeit, also unser eigenes Überleben. Der Homöostase ist es egal, ob ein Bedürfnis zur Luststeigerung befriedigt wird oder ob das Lebewesen einen tieferen Sinn hinter einer Handlung sieht, um das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Die Homöostase ist ein Prinzip, nach dem jedes Leben auf dieser Erde funktioniert, egal, wie komplex es ist. Der Mensch mag es vielleicht nicht wahrhaben, nach so einem einfachen biologischen Prinzip zu funktionieren, da er doch so hochgradige kognitive Fähigkeiten besitzt. Dennoch lassen sich mit diesem Prinzip alle Wehwehchen des Menschen erklären. Ein krankhaft hoher Blutdruck bedeutet, dass dieser Mensch permanent unter Stress steht, dass der Körper also permanent darauf vorbereitet ist, zu kämpfen, zu flüchten oder schlimmstenfalls zu erstarren. Dies ist keine neue Erkenntnis, jedoch möchte ich hier die Frage in den Raum stellen: „Ergibt es Sinn, in ein so komplexes System von außen mit blutdrucksenkenden Medikamenten einzugreifen und dadurch das homöostatische Gleichgewicht noch mehr zu verschieben, da ja nur das Symptom behandelt wird? Oder ist es sinnvoll, die Ursache des Symptoms des hohen Blutdrucks zu finden?” Natürlich ist es schwieriger, den Ursprung dieser Stressreaktion zu finden, vor allem, weil dieser Ursprung unserem bewussten Verstand verborgen ist. Dennoch lohnt es sich.

Ein weiterer Punkt der Homöostase ist die Fruchtbarkeit. Damit ist das Überleben der Art gemeint, welches das zweite Charakteristikum von Lebewesen darstellt. In der Natur geht es nicht nur um das eigene Überleben, sondern auch um das Überleben der Art. Bert Hellinger, der Begründer der Familienaufstellung würde sagen: „Damit es gut weitergeht.“ Auch die Fruchtbarkeit leidet unter dem erhöhten Stresspegel heutzutage.

Joseph LeDoux behauptet, dass die Störung der Homöostase ein besserer Gradmesser für Stress ist als die reine Messung des Stress-Hormons Cortisol. Den Hormonspiegel von einem einzigen Hormon zu messen, wäre zu vereinfachend in so einem komplexen System, wie es der Mensch ist. Noch dazu hat Christian Schubert mit seiner Psychoneuroimmunologie herausgefunden, dass sich das Hormon Cortisol bei gesunden und kranken Menschen in Stresssituationen gänzlich anders verhält. Eine punktuelle Messung der Cortisol-Menge im Körper sagt also nichts aus, ob der Mensch tatsächlich unter Stress leidet oder nicht. Dein Blutdruck schwankt ja auch abhängig von der Tageszeit und Situation, in der du bist, daher sagt eine einmalige Blutdruckmessung beim Arzt nichts aus über deinen gesamten Zustand deines Blutdrucks.

Jede Stressreaktion kommt von unserem vegetativen System und ist nicht bewusst steuerbar. Joseph LeDoux beschreibt in seinem Buch „Bewusstsein – die ersten 4 Milliarden Jahre“ sehr anschaulich und verständlich, dass wir heute in Stressreaktionen noch genauso wie unsere Vorfahren, die noch kein zentrales Nervensystem hatten, reagieren. Wie oben schon erwähnt, sind wir Lebewesen, deren Charakteristikum die eigene Überlebensfähigkeit und die der eigenen Art ist. Nach diesem Prinzip funktioniert auch der Mensch – trotz seiner hoch entwickelten kognitiven Fähigkeiten. Wie Stress auf uns wirkt und was das vegetative System ist, erläutere ich in meinem Blogbeitrag über das vegetative System.

 

Wie beeinflussen wir unser Triebfeder

Sind wir äußeren Einflüssen, also Störungen unseres inneren Gleichgewichts, der Homöostase nun hilflos ausgeliefert oder können wir doch etwas tun? Ja, es gibt einige Methoden, die uns dabei helfen, den Stress in unserem Leben zu reduzieren und unser inneres Gleichgewicht wieder herzustellen oder zu bewahren. Was genau, wird in diesem Blogbeitrag beschrieben.

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